Jahr 2025
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Tipp des Monats - Richard Brox: Kein Dach über dem Leben
: Biographie eines Obdachlosen / Richard Brox mit Dirk Kästel (Recherche) und Albrecht Kieser (Text) ; mit einem Vorwort von Günter Wallraff. - Originalausgabe - Reinbek bei Hamburg : Rowohlt Taschenbuch Verlag, 2018. - 271 Seiten : Illustrationen ; 19 cm - (rororo ; 63294)
„Geht arbeiten“, „Das Geld versaufen sie eh nur oder nehmen Drogen“ – diese Gedanken gehen uns beim Anblick von bettelnden Obdachlosen durch den Kopf.
Dies ist die Geschichte von Richard Brox, der uns mitnimmt auf die Straße. Der uns Einblicke in seine Lebensgeschichte gibt.
Die Eltern, selbst traumatisiert, können ihm nicht wirklich Halt und Sicherheit geben. Sehr früh schon muss er für sich selbst sorgen, ist verhaltensauffällig. Das Jugendamt wird aufmerksam, weil er immer wieder der Schule fernbleibt. Er wird dort gemobbt und oft abwertend behandelt.
Eine Unterbringung in verschiedenen Einrichtungen der Jugendhilfe erfolgt. Auch dort erlebt er nichts Positives. Unangemessene Strafen, bösartige Willkür bis hin zum sexuellem Missbrauch muss er ertragen. Er hält es nicht aus und läuft immer wieder weg. Schlägt sich meist alleine durch. Erbittet Essen und Trinken, sucht sich Schlafstellen.
Ja, auch er hat Erfahrungen mit Drogenkonsum, hat sich aber davon recht schnell gelöst.
Er reist durch Deutschland, geht zu Anlaufstellen für Obdachlose, übernachtet in ausgewiesenen Unterkünften.
Die Technik entwickelt sich weiter, er kommt mit Computer und Internet in Berührung und fängt an für sich einen Blog zu schreiben. Dort schreibt er sich negative wie positive Erlebnisse in verschiedenen Städten und ihren Einrichtungen für Obdachlose von der Seele.
Daraus wird ein Ratgeber-Blog für Obdachlose, der im Laufe der Jahre immer mehr angeklickt wird.
Für eine Undercover-Reportage wird er vom Team von Günter Wallraff angefragt – als „Spezialist“. Sie drehen gemeinsam eine Doku.
In dieser Zeit hat er ein Dach über den Kopf, wird vom ganzen Team respektvoll behandelt. Auf Augenhöhe. Danach wurde ihm eine Wohnung vermittelt. Aber er konnte damit nicht wirklich etwas anfangen…
Ihn zog es wieder in die Freiheit der Straße. Bei einer Reise mit einem vermeintlichen Freund wird er wegen diesem fast totgeschlagen und merkt, dass er dieses Leben nicht mehr schafft.
Heute hat er einen Wohnsitz, setzt sich stark für die Belange der Wohnungslosen ein.
Er weist darauf hin, dass Menschen, die auf der Straße leben schon den ganzen Tag ihre alten Ängste und seelischen Wunden mit sich rumschleppen und diese aushalten müssen. Neben dem täglichen Überlebenskampf sind sie dazu oft noch Angriffen von außen ausgesetzt. So mancher von Ihnen hatte ein normales Leben und hat durch schlimme Schicksalsschläge den Boden unter den Füssen verloren…
Empfohlen von Frau Krohn, Zentralbibliothek.
Standort:
Zentralbibliothek, Stadtteilbibliothek West
1. Etage
E 712.2
Brox

